Psychotherapie

Psychotherapie ist ein weites Feld. In vielen Fällen, in denen Psychotherapie angezeigt ist, bin ich nicht kompetent und daher nicht der richtige Ansprechpartner.  Der Verein „Die Brücke“ bietet in unserem Landkreis kompetente Beratung in allen psychologischen Notlagen und ist für den sozialpsychiatrischen Notdienst (SpD) verantwortlich. Wenn Sie nicht in Lüchow-Dannenberg zuhause sind, finden Sie den für Ihren Einzugsbereich zuständigen SpD im Internet.

Auf dieser Seite gebe ich nachstehend einen kurzen und unvollständigen Überblick über Symptome, bei denen Sie umgehend den SpD kontaktieren sollten – Telefonnummer für Lüchow-Dannenberg: 05841 – 7091500, und bei welchen Symptomen ich Sie gerne begleite.

Außerdem gehe ich noch kürzer und unvollständiger auf die Frage ein, wie Sie am schnellsten zu einer für Sie geeigneten Therapie kommen.

Abschließend versuche ich mich in einer sehr persönlichen Antwort auf die Frage, was für mich Psychotherapie bedeutet und für wen sie hilfreich sein könnte.

Akute Selbst- oder Fremdgefährdung
Sucht nach Rauschmitteln / Spiel- und Internetsucht
Depressionen
Angst und Panik
Andere psychische Symptome
Mein Kompetenzspektrum

Welche Therapie / welcher Therapeut ist geeignet?
Was ist Psychotherapie und wer braucht Psychotherapie?

Akute Selbst- oder Fremdgefährdung

Wenn Sie oder ein Angehöriger Stimmen hören oder Dinge oder Menschen sehen, die alle anderen nicht wahrnehmen können, dann handelt es sich um eine akute Psychose. Eine akute Psychose sollte in einem Krankenhaus  behandelt werden. Ein unter einer akuten Psychose leidender Mensch kann ohne Vorwarnung zu einer Gefahr für sich oder andere werden. In diesen Fällen sollten sie den sozialpsychiatrischen Dienst kontaktieren bzw. außerhalb der Geschäftszeiten im Zweifelsfall die Polizei. Die Nummer des sozialpsychiatrischen Diensts in Lüchow ist 05841 / 7091500.

Wenn Sie oder ein Angehöriger suizidgefährdet sind und noch nicht therapeutisch begleitet werden bzw. der Therapeut nicht erreichbar ist, sollten sie ebenfalls den sozialpsychiatrischen Dienst kontaktieren bzw. außerhalb der Geschäftszeiten in akuten Fällen ebenfalls die Polizei.

Sucht nach Rauschmitteln / Spiel- und Internetsucht

Wenn Sie oder ein Angehöriger regelmäßig Rauschmittel  im Übermaß konsumieren oder wenn Sie das Gefühl haben, sich nach dem Rauschmittel zu sehnen oder wenn sie die Menge, die sie konsumieren, nicht kontrollieren können, dann liegt wahrscheinlich eine Suchterkrankung vor. In diesem Fall sollten Sie ebenfalls den sozialpsychiatrischen Dienst kontaktieren (s.o.). Eine Alkoholsucht oder Rauschmittelsucht beginnt mit dem Entzug, der bei Bedarf am besten in einer Klinik erfolgt. Erst nach dem Entzug folgt die Therapie.

Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Spiel- und Internetsucht leiden, dann ist Verhaltenstherapie der geeignete Weg. Auf dem Weg zu einem hinreichend geschulten Verhaltenstherapeuten begleitet Sie ebenfalls der SpD.

Depressionen

Wenn Ihre Stimmung so niedergedrückt ist und Ihr innerer Antrieb so niedrig, dass Sie nicht mehr arbeiten können und den Alltag nicht mehr bewältigen können, dann kontaktieren Sie bitte umgehend den SpD. Wenn Sie noch arbeitsfähig sind, aber die Stimmung sich nach zwei Wochen nicht bessert und Ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen beinträchtigt sind, sollten Sie ebenfalls den SpD kontaktieren. Eine Depression, die ignoriert wird und unbehandelt bleibt und chronisch wird, macht auf die Dauer auch körperlich krank. Wenn die Symptome nur leicht sind, helfen tägliche Waldspaziergänge, Yoga- und Meditationsübungen und Gartenarbeit. Wenn sie aber wiederkehren oder chronisch sind, sollte – egal wie leicht die Symptome erscheinen – therapeutischer Rat gesucht werden.

Angst und Panik

Wenn Sie unter allgemeinen oder spezifischen Ängsten leiden und wegen Ihrer Ängste in Ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt sind, kontaktieren Sie bitte ebenfalls umgehend den SpD. Das Gleiche gilt, wenn Sie immer wieder von Panikattacken heimgesucht werden. Rechtzeitig erkannt, können diese Symptome gut behandelt werden, typischerweise verhaltenstherapeutisch. Unbehandelt, können sie zu Einsamkeit führen und in Depressionen münden.

Andere psychische Symptome

Das große Spektrum psychischer Auffälligkeiten läßt sich in zwei große Bereiche unterteilen.

Die Auffälligkeiten, an denen die Betroffenen an sich selbst leiden, werden häufig als neurotische Symptome bezeichnet. Diese sollten, wenn Sie die Lebensqualität einschränken, behandelt werden. Im Zweifelsfall sollte auch hier der SpD kontaktiert werden. Bekannte Symptome sind Ängste und Zwänge.

Die Auffälligkeiten, bei denen die Betroffenen in erster Linie darunter leiden, wie Ihr Umfeld auf sie reagiert, gehören zu den Persönlichkeitseigenschaften. Hier ist eine Therapie grundsätzlich schwierig, weil die Betroffenen davon ausgehen, dass eigentlich die Anderen das Problem haben und nicht sie selbst. Kurz- und mittelfristig hilft hier eine Verhaltenstherapie. Bekannte Symptome sind die Borderline- oder die Emotional-Instabile Persönlichkeit. Betroffene haben schwankend sehr positive oder sehr negative Meinungen von den Menschen in ihrem Umfeld und können ihre Gefühlsausbrüche nur schwer regulieren.

Mein psychotherapeutisches Kompetenzspektrum

Ich fühle mich wohl dabei, Sie zu begleiten bei:
– leichten Depressionen,
– allgemeinen Ängsten (ohne wiederkehrende Panikattacken),
– Rauschmittelsucht nach erfolgreichem Entzug,
– Burnout,
– Lebenskrisen.
Bei allen anderen und schwereren Symptomen stehe ich als Zweittherapeut dann zur Verfügung, wenn eine klinische bzw. fachärztliche Betreuung gewährleistet ist, bzw. wenn bei spezifischen Angst- und Zwangsstörungen und sonstigen Verhaltensauffälligkeiten eine geeignete Verhaltenstherapie gemacht wird oder wurde.

Welche Therapie / welcher Therapeut ist geeignet?

Der Weg zum richtigen Therapeuten kann lang und zäh sein. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Man (Sowohl die Betroffenen als auch ihr Umfeld) hat sich an das psychische Symptom schon so gewöhnt, dass man es für weniger gravierend hält, als es ist. Das liegt auch daran, dass psychische Symptome nach wie vor mit Scham behaftet sind und daher gerne verharmlost werden, insbesondere wenn es einen selbst betrifft. In der Folge entscheidet man sich für die vermeintlich weniger intensive Therapie, die sich dann als ineffektiv herausstellt. Die Therapie wird frustriert abgebrochen. Dann braucht es erst einen langen Anlauf, bevor man – wenn überhaupt – einen neuen Therapieversuch wagt.

Insbesondere bei den kassenzugelassenen Therapeuten gibt es teilweise lange Wartezeiten für ambulante Therapieplätze. Wenn man einen Platz bekommt, nimmt man den auch dann wahr, wenn das Therapieverfahren oder die Chemie zum Therapeuten nicht optimal sind, was ebenfalls zu frustrierten Therapieabbrüchen führen kann.

Um diesen Weg abzukürzen, gebe ich hier ein paar Tipps:
– Eine kompetente Beratung vor Therapiebeginn und zwar NICHT mit dem voraussichtlichen Therapeuten lohnt sich. Wenn es keinen kompetenten Ansprechpartner im persönlichen Umfeld gibt, kontaktieren Sie den SpD.
– Klären Sie ab, ob eventuell körperliche Ursachen hinter dem psychischen Symptom stecken. Welche das sein könnten und wonach der Hausarzt oder ein Spezialist suchen sollte, erfahren Sie ebenfalls beim SpD.
– Wenn Ihnen im Rahmen der Therapie Medikamente empfohlen werden, dann seien sie aufgeschlossen. Insbesondere, wenn Sie unter starken Depressionen und Stimmungsschwankungen oder unter Psychosen oder unter wiederkehrenden Panikattacken leiden, ist eine gute medikamentöse Einstellung häufig Voraussetzung für eine gelingende Therapie. Die Nebenwirkungen sind nicht von der Hand zu weisen, heute aber deutlich eingegrenzter als früher. Die Gefahr einer Abhängigkeit besteht nach meiner Meinung bei stimmungsaufhellenden Antidepressiva erst dann, wenn diese über einen längeren Zeitraum und ohne Einbettung in eine Therapie eingenommen werden. Solange man solche Medikamente einnimmt, sollte man sich daher therapeutisch begleiten lassen, damit zur richtigen Zeit die Absetzung des Medikaments eingeleitet werden kann.
– Wenn Sie sich selbst einen Therapeuten suchen oder von Ihrem Hausarzt überweisen lassen, dann sollten Sie im Zweifel eine Verhaltenstherapie machen. Es gibt unzählige Ausformungen der Verhaltenstherapie, die alle gemein haben, dass sie evidenzbasiert sind. Das bedeutet, dass in Studien nachgewiesen wurde, dass ein bestimmtes Therapieverfahren für eine bestimmte Symptomatik geeignet ist und wahrscheinlich zum Erfolg führt. Mit Erfolg ist hier nicht die tiefenpsychologische Aufarbeitung der Gründe gemeint, die hinter einem psychischen Symptom stecken. Sondern es geht um die Auflösung oder zumindest die starke Abmilderung des Symptoms, so dass ein normales Leben wieder möglich ist.
– Wenn Sie ein alternatives Therapieverfahren bevorzugen (oder keinen Therapieplatz bekommen), dann sollte wichtigstes Kriterium sein, dass die Chemie stimmt. In nicht-evidenzbasierten Therapieverfahren hängt angeblich 80% des Therapieerfolgs daran, dass eine gute Beziehung zu der Therapeutin bzw. dem Therapeuten gelingt.
– Alternativmedizinische Therapien haben mehrere Vorteile: Man bekommt viel schneller Termine. Die Therapeuten bringen häufig Lebenserfahrung mit, die denen ihrer Klienten viel mehr ähnelt, als diejenige von studierten Ärzten, die seit Beginn ihres Berufsleben im Heilberuf arbeiten. In der Vielfalt des Angebots findet man auch viel eher eine therapeutische Begleitung, in der man sich individuell gesehen und gewürdigt fühlt, als im Rahmen eines Therapieverfahrens, das sich standardisiert nach Schema F präsentiert.
– Die Kehrseite ist, dass manche selbsternannten Heiler ihre Grenzen nicht kennen. Achten Sie darauf, das zumindest die staatliche Erlaubnis erteilt wurde, sich „Heilpraktiker für Psychotherapie“ zu nennen. Hilfreich ist auch, wenn der Therapeut Ihnen von guten Bekannten oder ihrem Arzt empfohlen wurde. Und wenn der Therapeut zu sehr von sich und seiner Therapieform eingenommen ist, sollten Sie schleunigst Reißaus nehmen.

Was ist Psychotherapie?

Im ursprünglichen Wortsinn geht es darum „der Seele zu dienen“. (Psȳchḗ = Seele; Therapeía = das Dienen).

Die Seele kommt vollständig rein und heil in diese Welt. Durch persönliche Erfahrungen und Verletzungen, durch Prägungen durch Eltern und Umfeld, und durch Kultur und Gesellschaft bekommt die Seele Flecken und Dellen.

Diese Flecken und Dellen machen diejenigen Teile unserer Persönlichkeit aus, die uns anstrengen. Die Teile unserer Persönlichkeit, in denen wir uns selbstverständlich, gelassen und richtig fühlen, wenn sie zum Ausdruck kommen, entsprechend der ursprünglichen Natur unserer Seele.

Der Seele zu dienen bedeutet, einen Transformationsprozeß zu ermöglichen, in dem die Seele nach und nach ausgebeult und gereinigt und poliert wird, bis sie in ihrem eigenen Licht strahlt und scheint.

Wer braucht Psychotherapie?

Aus Sicht der Krankenkassen und der Gesellschaft brauchen alle diejenigen Psychotherapie, die in ihrem Status quo leiden und deswegen nicht ausreichend gut funktionieren. Das „Nicht-Funktionieren“ wird mit „psychisch krank“ übersetzt. Im Umkehrschluss sind alle anderen „psychisch gesund“. Diese Schwarz-Weiß Einteilung ist nicht hilfreich.

Es wird eine Grenze gezogen zwischen denjenigen, die Psychotherapie in Anspruch nehmen und denjenigen, die das nicht tun. Diese (eventuell stigmatisierende) Grenze ist überhaupt nicht aussagekräftig, weil die Frage, ob sich jemand therapeutisch begleiten läßt, viel weniger von seinem psychischen Zustand abhängt, als von äußeren Umständen wie z.B. Alter, Bildung, soziales Umfeld und den wirtschaftlichen Umständen.

Wer ist „gesunder“? Der Mobber? Oder das Mobbingopfer? Der Fußballstadion- oder Festival-Besucher, der freiwillig gemeinsam mit Tausenden auf engstem Raum und bei mehr als 100Dezibel dem Alltag entflieht? Oder der feinfühlige Mensch, bei dem ein solches Szenario albtraumhafte Platzangst und Angst vor Menschenmengen auslöst? Der Mann, der sexistische Bemerkungen macht? Oder die Frau, die sich aufgrund solcher Bemerkungen entwertet fühlt? Zur Therapie gehen wahrscheinlich nur das unter Burn-Out leidende Mobbingopfer und der feinfühlige Mensch, dem eine Angststörung diagnostiziert wird, und die zum Objekt degradierte und unter mangelndem Selbstwertgefühl leidende Frau.

Maßgeblich für die Frage, ob Therapie in Anspruch genommen wird, ist der individuelle Leidensdruck und ob ein Verhalten gesellschaftlich akzeptiert wird, aber mit Sicherheit nicht der sogenannte „Gesundheitszustands“ der Seele. Der Mobber leidet nicht (bzw. nur unbewußt) darunter, dass er mobbt, und käme nicht auf den Gedanken, eine Therapie zu machen. Aber er bräuchte eine Psychotherapie wahrscheinlich viel dringender als das Mobbingopfer. Und wir als Gesellschaft bräuchten es, dass der Mobber das erkennt und Therapie in Anspruch nimmt.

Wir alle brauchen Psychotherapie. Wir alle brauchen die Fähigkeit, uns in den Dienst an der eigenen Seele zu stellen. Um das zu erlernen brauchen wir alle Unterstützung und Begleitung. Wie diese im Einzelnen aussieht, findet jeder für sich selbst heraus. Aber keiner sollte sich einbilden, dass seine Seele sich nicht – heimlich – danach sehnt.